Maschenprobe an eine Strickanleitung anpassen – oder umgekehrt…

In der „Episode 009 – Anpassungsprobleme“ spreche ich darüber, wie man eine Strickanleitung an die eigene Maschenprobe anpassen kann – und damit auch an eine andere Garnstärke, als eventuell vorgegeben. Das Prinzip ist immer das gleiche, ich rechne Euch das alles einmal vor!

Das Arbeitsblatt zum Ausmessen könnt Ihr hier herunterladen.
(Entgegen meiner Ankündigung im Podcast handelt es sich nicht um die Version von Twist Collective – ich war fleissig und habe ein eigenes Arbeitsblatt entworfen, das Ihr frei benutzen dürft, da es unter einer Creative Common Lizenz veröffentlicht ist. Weitergeben also ausdrücklich erlaubt, solange das PDF nicht verändert wird)

Ich rechne die Beispiele alle durch mit der Anleitung Flax Light von Tin Can Knits – diese Anleitung könnt Ihr kostenfrei bei Ravelry herunterladen: Klick

Die angegebene Maschenprobe ist 24 Maschen und 32 Reihen auf 10 cm. Wenn Ihr diese annähernd trefft (bei halben Maschen hör ich dann auf, zu probieren oder zu rechnen), könnt Ihr einfach die Größe wählen, die Eurem Brustumfang entspricht. Zum Beispiel für jemanden, mit einem Brustumfang von 100 cm – Umrechnung in Inch –

100cm : 2,54 = 39,7 Inch   – hier empfehle ich die Größe M/L mit 39 “

Wenn Deine Maschenprobe nicht passt, gibt es zwei Möglichkeiten:

1. Neue Maschenprobe. Wenn Du zu wenig Maschen auf 10 cm hast, gehst Du mit der Nadelstärke etwas herunter, wenn Du zu viele Maschen hast, ein wenig herauf.

Wenn das keine gescheiten Ergebnisse liefert, bleibt leider nur Möglichkeit 2:

Umrechnen.

Das klingt jetzt komplizierter, als es eigentlich ist. Ich nehm Dich mal an die Hand und wir machen das zusammen.

Beispiel 1: Meine Maschenprobe ist deutlich kleiner als die geforderte Maschenprobe (und damit mein Garn deutlich dicker, wenn ich den Pulli also zum Beispiel aus einer DK Qualität stricken will – ok, beim Flax light gibt es dafür eine eigene Anleitung, den Flax, aber das lassen wir mal aussen vor, das Prinzip ist nämlich immer dasselbe!)
Also: Maschenprobe 20 Maschen und 27 Reihen auf 10 cm.

Wir rechnen wieder mit einem gewünschten Brustumfang von 100 cm.

Um dann auszurechnen, welche Größe ich anschlagen muß, um am Ende auf eine Größe M/L zu kommen, gehe ich folgendermassen vor:

24 Maschen entsprechen 100 cm Brustumfang
20 Maschen entsprechen X cm Brustumfang

Das ist ein einfacher Dreisatz den wir auflösen zu:

20 : 24 x 100 = 83,33

Umrechnen in Inch – 83,33 : 2,54 ergibt 32,81

Nachgeschaut in der Größentabelle der Anleitung – hier strickst Du die Größe S (für 33 Inch Brustumfang), um am Ende einen Pullover zu stricken, der für jemanden mit einem Brustumfang von 100 cm paßt.

Und das ist ja auch ganz logisch – ich habe ein dickeres Garn, mit dem ich weniger Maschen auf 10 cm habe und damit muß ich eine kleinere Größe stricken, um auf die gewünschten Masse zu kommen.

 

Beispiel 2: Ich möchte den Pullover aus einem Garn stricken, das deutlich dünner ist. Die Maschenprobe sind 27 Maschen und 35 Reihen.

Um beim Beispiel mit den 100 cm Brustumfang zu bleiben:

24 Maschen entsprechen 100 cm Brustumfang
27 Maschen entsprechen X

Aufgelöst ergibt sich: 112,5

Umgerechnet in Inch sind das 44,29 – hier bietGet sich die Größe L an, die für 43 Inch ausgelegt ist.

 

Genauso gehst Du vor, wenn Du die Reihenanzahl verändern willst!

Beispiel: Im Muster werden 16 Reihen gestrickt, die angegebene Maschenprobe sagt 32 Reihen pro 10 cm.

Wenn Deine Maschenprobe jetzt nur 27 Reihen hat, rechnen wir wie folgt:

16 Reihen bei einer Maschenprobe von 32 Reihen pro 10 cm sind dann 5 cm, die das Strickstück wächst, wenn Du diese 16 Reihen mit der korrekten Maschenprobe stricken würdest.

Da Deine Maschenprobe aber 27 Reihen hat, rechnen wir:

27 Reihen entsprechen 10 cm
x Reihen entsprechen 5 cm

Aufgelöst ergibt sich: 5 : 10 x 27 = 13,5

Je nach Muster (ob in Reihen oder in Runden) würden hier also 13 oder 14 Reihen (oder Runden) gestrickt werden.

Bei einer anderen Reihenanzahl gehst Du analog vor.

Ja, ich weiß, das klingt alles hochtrabend mathematisch und kompliziert – ist es aber nicht. Einmal verstanden, kann man das auf jedes beliebige Strickstück anwenden.

Alles klar??

Wenn nicht, melde Dich – ich helfe gerne!
caia@wollinspirationen.de

 

 

Dieser Beitrag hat 15 Kommentare

  1. Maggie

    Hallo!
    Toller Beitrag,vielen Dank!
    Ich versuche die ganze Logik hinter den Maschenproben zu verstehen, habe auch sehr viel dazu recherchiert, aber teilweise gegensätzliche Ausführungen gefunden, ob es nun das Variieren der Nadelstärke oder das Anpassen der Größe betrifft.
    Ich würde eigentlich nur gerne nur eines wissen:
    Wenn ich bei einer Maschenprobe MEHR Maschen habe als angegeben und ich trotzdem mit der Nadelstärke stricke, mit der ich die Probe angefertigt habe, weil mir das Maschenbild gefällt, würde mein Strickstück KLEINER werden. Um dies zu verhindern, kann ich generell eine Kleidergröße in der Anleitung größer nehmen? Oder kann man das so pauschal nicht sagen?Und /oder ist das eine falsche Annahme meinerseits?
    Andersherum:
    Wenn ich WENIGER Maschen in meiner Probe habe, würde mein Strickstück GRÖßER werden. Wenn ich also z. B eigentlich eine Größe S stricken müsste, könnte ich einen Größe XS laut Anleitung stricken um dann die „reguläre “ Größe zu erhalten.
    Stimmen diese Aussagen so? Kann man dies generell auf alle Anleitung rein logisch betrachtet so sehen?
    Viele liebe Grüße
    Maggie

    1. Caia

      Hallo Maggie,
      im Prinzip stimmt das, allerdings hängt das auch davon ab, wieviele Größen in der Anleitung vorgegeben sind – bei nur drei Größen kann das schonmal etwas knapp sein. Ich empfehle, da einfach an ein oder zwei „neuralgischen Punkten“ das Ganze nochmal gegenzurechnen.

      Aber: Es geht auf jeden Fall – ich hab schonmal eine DK Jacke mit Sockenwollgarn in L gestrickt und eine genau passende M herausbekommen!

      Viele Grüße
      Caia

  2. Maggie

    Oh herzlichen Dank für die schnelle Rückmeldung, liebe Caia!

    Die Anleitungen, nach denen ich stricke sind von Petiteknit. Und meistens sind die Brustumfangangaben nicht weit von einander entfernt, aber man sieht den Unterschied dann schon im Gestrickten 😉
    Die Angaben sind z.B XS (80-85) S (85-90) M (90-95) usw.
    Bisher habe ich mit einer korrekten MP immer S gestrickt bei einem Brustumfang von 90cm. Habe mir aber oft danach gedacht: eine XS hätte besser gepasst ,obwohl es nicht dem Brustumfang entspricht.

    Ich habe bei meinem aktuellen Projekt eine MP von 22 M erreicht, vorgegeben sind aber 24 M. Die Nadelstärke ist 3,5. Ich möchte nicht noch dünnere Nadeln nehmen, da das Maschenbild so super ist. Nun wollte ich eben statt einer S eine XS stricken, bin aber unsicher ob das hinhaut…eben weil ich auch schon gelesen habe, dass wenn man zu wenig Maschen in der MP hat, man eine Nummer größer stricken kann, um die fehlenden Maschen auszugleichen. Das hat mich so verwirrt…Da ich ja dachte, das Gestrick würde zu groß werden, wenn ich weniger Maschen in der MP habe. Und in meiner Logik würde ich nicht eine Kleidergröße größer stricken (weil das Gestrick größer wird), sondern dann kleiner.

    Sollte ich nun eine Größe größer oder kleiner stricken bei einer MP von 22 statt 24 Maschen?

    Ich danke sehr für die Antwort 😉

    1. Caia

      Das kannst Du Dir ganz einfach selbst ausrechnen (und verstehen, denn dann brauchst Du nie wieder jemanden fragen oder Dich verunsichern lassen, weil Du weißt, wie es geht!)

      Also: Anleitung sagt: 24 M auf 10 cm gibt 90 cm Brustumfang. Also haben 90 cm Brustumfang 24 Maschen mal 90 geteilt durch 10 – also 216 Maschen

      Maschenprobe sagt: 22 M auf 10 cm. Für 90 cm Brustumfang brauchst Du also 22 Maschen mal 90 geteilt durch 10 macht 198 Maschen.

      Und damit ist klar, daß Du definitiv eine kleinere Größe stricken mußt, und zwar die, bei der annähernd 198 M für den Brustumfang gearbeitet werden.

      Alles keine Zauberei, nur simpler Dreisatz…

  3. Maggie

    Dankeschön!!!!!! 🙂
    Das hat mir sehr geholfen
    Liebe Grüße

  4. Uta Müller

    Hallo Caia, für mich ergibt sich noch ein anderes Problem daraus, mein Garn hat eine Mapro von 21/36, nach der Original Mapro müsste ich haben 21/28. So, wie gestalte ich nun die Zunahmen samt den verkürzten Reihen? Auch habe eine Petiteknit Anleitung und stricke die kleinste Grösse für Brustumfang 100 cm.
    Danke für deinen Rat!
    Herzliche Grüße
    Uta

    1. Caia

      Hi Uta, das rechnest Du genauso um, wie Du die Maschenzahl umrechnen würdest. Bei den Zunahmen und verkürzten Reihen finde ich persönlich das nicht so tragisch (dann wird es in der Länge nur ein bißchen anders), aber Reihen sind viel unkritischer als Maschen!

  5. Uta Müller

    Hallo Caia, danke für deine prompte Antwort, ist aber die logische Folgerung dass ich zusätzliche verkürzte Reihen stricke und den Raglan auch verlängern muss durch weitere Zunahmen?
    Herzlichen Dank und viele Grüße
    Uta

    1. Caia

      Hi Ute, das kann eins nicht pauschal so sagen, das kommt auf die Anleitung an. Ich tendiere eher dazu, mehr Runden bzw. Reihen ohne Zunahmen zu stricken, sonst passt Dir ja die Länge, aber wieder die Breite nicht.

      Sorry, ohne genaue Kenntnisse der Anleitung mußt Du Dich da selbst durchfuchsen!

  6. Uta Müller

    Danke!

  7. Uta Müller

    Hallo Caia, strickst du dann die fehlende Länge nach Ende der Raglanzunahmen oder nimmst du nur jede 3. Runde zu?
    Danke für die Hilfe 🙏 liebe Grüsse! Uta

    1. Caia

      Auf jeden Fall die Zunahmen verteilen…

  8. Uta Müller

    Danke! Und ein schönes Wochenende 🧶

  9. Milena

    Interessant!
    Ich bin grade am tüfteln und frage mich: ich möchte auch einen Raglanpullover, einen Streifenpullover, stricken und habe 4 Maschen und 4 Reihen zu viel. Nach meinen Berechnungen müsste ich jetzt tatsächlich 4 Größen größer stricken um die gewünschten Maße zu erziehlen (anstatt Größe 2 Größe 6). In deinem Artikel schreibst du ja dass es nötig wäre die Reihen bei jedem Schritt einzeln anzupassen an die neue Maschenprobe… allerdings ist es doch so dass die größeren Größen nicht nur breiter sondern auch länger kalkuliert sind. Dann müsste es mit dem Wählen einer größeren Größe doch eigentlich getan sein, oder? Ich habe nachgerechnet mit dem gleichen 3-Satz-Verfahren wie bei den Maschen und mir würden am Ende lediglich 2,3cm fehlen, welche man dann ja an das Bündchen unten anstricken könnte falls nötig. Mit dem Streifenmuster traue ich mir nicht zu zusätliche Reihen in die Anleitung einzufügen… was meinen sie? Hab ich was übersehen oder kann ich loslegen in Größe 6 dann?

    1. Caia

      Hallo – bist Du Dir sicher was die Größe angeht? Wenn Deine MaPro größer ausfällt, mußt Du eine kleinere Größe stricken, um auf die gewünschten Masse zu kommen….

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